„Taucherohr“: Ohrentropfen schaffen Abhilfe

Grundsätzlich kennt jeder Taucher das Problem: Nach ein paar Tagen Tauchen in den Ferien, zieht, beisst oder schmerzt es plötzlich im Ohr. Schnell sind Tauchkollegen zugegen, die einem beim Dekobier die verschiedensten „Hausmittel“ und abstrusesten Ideen verraten, die garantiert helfen.
Googelt man im Netz, findet man sehr schnell hunderte von verschiedenen Möglichkeiten, der Gehörgangsentzündung, um die handelt es sich beim Taucherohr meistens, Abhilfe zu schaffen. Und an Rezepturen für „Taucher-Ohr-Tropfen“ spukt das Internet auch unzählige aus.
Wie soll da der Laie wissen, was wirklich sinnvoll und zweckdienlich ist, und wovor er eher die Finger lassen sollte?

Wie das Ohr funktioniert könnt Ihr unter „Das Ohr unter Wasser kurz erklärt“ nachlesen.
Und wie sich der Schall unter Wasser ausbreitet, wird in diesem Blog hier beschrieben.

Wir von der Zingg-Dive GmbH haben unter den gängigsten Ohrentropfen-Mischungen die sinnvollsten, nützlichsten und bekanntesten Rezepturen herausgesucht.
Nicht jede Ohrtropfen sind für jeden Menschen geeignet! Nicht jedes Ohr verträgt die gleichen Inhaltsstoffe!

Und Achtung, bei einem Barotrauma dürfen keine Ohrentropfen angewendet werden! Ein Barotrauma gehört in jedem Fall zum Arzt!
Das gleiche gilt für eine Dekompressionserkrankung des Innenohrs!
Also bei Ohrproblemen nicht einfach Ohrtropfen rein und weitertauchen!

Ohrtropfen sind bei leichten Beschwerden, Juckreiz, leichter Schmerz im Gehörgang oder Ohr oder zur Vorbeugung bei regelmässigem Tauchen eine mögliche Hilfe.

Weniger ist mehr! – Wichtig erscheint uns, dass so wenig wie möglich am Ohr manipuliert wird! Nach jedem (Salzwasser-) Tauchgang das Ohr mit handwarmem Wasser und weichem Fluss (kein Wasser aus Düsen, kein dünner, starker Strahl) ausspülen und das Aussenohr trocknen zudem Zugluft vermeiden (Stirnband, Kopfhaube auf dem Boot oben) und viele Ohrprobleme entstehen schon gar nicht.
Häufiges „Rummanipulieren“ am und im Gehörgang führt eher zu Irritationen, Rissen in der Gehörgangshaut und zu Verletzungen.
Jede offene Hautstelle ist Eintrittspforte für Infektionskeime. Also: Salbe rein, raus, Tropfen rein, Ohrenstäbchen rumschrauben, spülen, und so weiter führen schlussendlich genau zum Gegenteil… Wie so oft: Weniger ist mehr!

Spülen – Trocknen – Schützen

„Spülen – Trocknen – Schützen“ machen Ohrtropfen meist unnötig!
Grundsätzlich sollte das Ohr nach jedem Tauchgang zuerst gut getrocknet werden, bevor mittels Stirnband, Haube, Mütze, etc. ein Feuchtbiotop gezüchtet wird. Erst nach dem Trocknen ist es empfehlenswert, die Ohren vor (kaltem) Wind zu schützen!

Zum „Rückfetten“ greifen viele Taucher zu Oliven-, oder Mandelöl. Dabei sollte es sich ausschließlich um Öle aus der Apotheke handeln, da Öle aus der Küche zusätzlich Keime einschleppen können.
Für Mixturen eignet sich Speiseessig nicht und auch der „Schnaps“ in der Bar ist nicht für die Anwendung im Ohr gedacht…

Nicht jede Ohrentropfen sind für jeden Menschen die wirklich richtigen!
Dies muss man individuell abklären, weil jeder Mensch eine etwas andere Gehörgangshaut hat. Das heisst konkret: Es gibt Menschen mit sehr feuchten oder fettigen Gehörgängen und Menschen mit zu trockenen Gehörgängen, mit Schuppenflechten, etc. Dann kommt die ganze Geschichte mit Allergien und so weiter hinzu…
Man sollte einfach mal ausprobieren, welche Tropfen einem gut tun und nützen und sich ggf. von seinem ORL-Arzt beraten lassen. In den meisten Fällen reichen aber die obengenannten Maßnahmen „Spülen – Trocknen – Schützen“ für die Vorbeugung, ohne dass man Tropfen anwenden muss.

Noch was zum Verschliessen des Gehörgangs: Toilettenpapier ist ungeeignet (Keimeinschleppung). Watte hinterlässt bei rissigem Gehörgang Rückstände (Keimbesiedelung) und gehört ebenfalls nicht ins Ohr. Wenn der Gehörgang verschlossen werden muss, dann nehmt sterile Gaze.
Vor allem alkoholische Lösungen müssen wieder raus fliessen. Der Gehörgang ist nicht gemacht, um 24 h mit Alkohol in Kontakt zu sein… Und auch Essig gehört nicht 24 h ins Ohr rein! Also: Getränkte „Verschlüsse“ eher zurückhaltend anwenden.

Vaseline, Sonnenmilch, Nivea-Creme etc. sind eigentlich keine geeignete Ohrensalbe und gehört auch nicht ins Ohr hinein.

Panotil und Verwandte sind wirksam, wenn andere Mittel und die Prävention versagt haben. Aber: Es handelt sich um ein rezeptpflichtiges Medikament und sollte dementsprechend nur nach ärztlicher Verordnung zurückhaltend angewendet werden.
Wer Panotil braucht, sollte 2-3 Tage beschwerdefrei sein, bis er wieder tauchen geht.

Wir von der Zingg-Dive GmbH haben sehr gute Erfahrungen mit den Ohrtropfen nach Ehm, Ohrtropfen der US Navy und den Ohrtropfen nach Böhm gemacht, wenn die Prävention mit „Spülen – Trocknen – Schützen“ versagte.

Aber: Beschwerden, die nach 2-3 Tagen nicht besser werden, gehören in jedem Fall, auch in den Ferien, zum Arzt!

Liste der Ohrtropfen: http://www.zingg-dive.ch/downloads/Ohrentropfen.pdf

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Im Boot unterwegs zum Tauchplatz (© Zingg-Dive)