Beschlagene Tauch-Maske: Was tun?

Jeder Taucher kennt das Phänomen: Die Maske beschlägt und lässt einem verzweifeln. Statt bunte Fische oder klare Informationen vom Tauchcomputer, sieht man durch einen grauen Schleier nur verschwommen oder erschwert: Die Maske ist beschlagen.

Beuchat Maske

Theoretische Grundlage
Beim Einatmen wird unsere Atemluft erwärmt und befeuchtet. In warmer Luft löst sich deutlich mehr Wasserdampf als in kalter Luft. So kann die Luft bei 30 Grad Celsius ca. 30 g Wasser pro Kubikmeter Luft aufnehmen wohingegen bei 25 Grad Celsius nur noch 23 g / m3 aufgenommen werden können und bei ca. 18 Grad Celsius Temperatur nur noch knapp die Hälfte der ursprünglichen Wasseraufnahmekapazität vorhanden ist.
Beim Tauchen trifft die erwärmte und befeuchtete Luft auf die vom Umgebungswasser gekühlten Gläser der Maske. Das Beschlagen entsteht durch die Kondensation des gelösten Wassers, wobei durch die Temperaturunterschiede von Luft und Maskenglas winzige Tröpfchen am Maskenglas ausperlen und festgehalten werden.
Diese brechen und streuen das Licht auf unvorhergesehene Weise und die Kontrast-Durchlässigkeit wird verringert.

Aber was kann man dagegen unternehmen? Wie bringt man diesen anfänglichen sichtbehindernden Nebel, der sich mit der Zeit sogar in kleine Tröpfchen und Tränenspuren am Maskenglas höchst störend und sichtbehindernd anheftet weg von der Maske? Und wie kann ich dieses Beschlagen der Maske vorbeugen?

Tips & Tricks
In Social Media sind unzählige Tips und Tricks zu finden, wie eine neue Maske behandelt werden soll, um das Beschlagen wirkungsvoll und dauerhaft zu verhindern. Da werden die skurrilsten Ideen feil geboten, beschworen und wie unter Tauchkreisen üblich, heftigst verfochten.
Viele Taucher behaupten zudem, dass neu gekaufte Masken erst mehr oder weniger abenteuerlich und aufwändig behandelt werden müssen, damit Ölfilme auf dem Glas oder andere Schutzschichten auf der Maske entfernt werden, die das Anlaufen fördern.

Hausmittel
Maske mit Cola befüllen und eintrocknen lassen, Zahnpasta auf Maske einreiben, diverse Putz-, Scheuer- und Lösungsmittel, Seifen in verschiedensten Reihenfolgen und Konzentrationen auf den Gläsern anzuwenden oder Maske montiert oder demontiert in Ultraschall- oder Laugenbäder oder in die Spül- oder eingewickelt in die Waschmaschine zu geben, wird da als ultimative Abhilfe geraten.
Der Phantasie werden keine Limiten gesetzt.
Wir raten von all den „wunderbaren“ Hausmitteln dringend ab!
Wer das Prinzip des Beschlagens der Maske verstanden hat, welches auf einer unabwendbaren physiologischen und physikalischen Tatsache beruht, merkt schnell, dass all diese Tips eines gemeinsam Haben:
Sie sind wirkungslos.
Viele „erprobten“ und todsicheren Tips werden vom entsprechenden Taucher beschönigt oder die „Auswertung“ der Selbsttests und Erfahrungen der „Tauchfachspezialisten“ beruht unseres Erachtens nach auf dem umgekehrten „Butterbroteffekt“ der Psychologie (Glück gehabt, ein unwesentliches Ereignis – In der Rückschau erinnert man sich eher nur an die üblen Dinge) oder dem der „Spinatnacherzählung

Auch wenn noch so viele auf den Einen Tip schwören oder den anderen Rat als einzige wirkliche Lösung präsentieren, können all diese Tips weder Physiologie (Das Anreichern der engeatmeten Luft mit Wasserdampf), noch Physik (Ausperlen des gelösten Wasserdampfes durch tiefere Temperaturen und tieferer Löslichkeit) überwinden und aushebeln.
Im besten Falle nützen diese Tips eifach nichts.
Im schlechtesten Falle werden Gläser zerkratzt oder verätzt, Weichmacher aus Kunstoffen und Gummi herausgelöst oder die Maske zerlegt sich (manchmal auch erst bei mehrmaligem oder längerfristigen Anwenden) in Einzelteile oder aber Spuren der angewendeten Stoffe schaden den Augen oder der Umwelt, oder gleich beidem.
Einmassieren von Stoffen ins Glas erscheint uns als eher schwierig zu praktizieren, auch wenn immer und immer wieder erwähnt wird, dass es für einen günstigen Effekt wichtig ist, dass kräftig und bzw. oder lange eingerieben und mit Druck massiert wird.
Zudem wird der Garantieanspruch bei neu erworbenen Masken durch solch unzweckmässiges Behandeln zerstört und verfällt!

Spucke
Spätestens seit CORONA wissen wir auch, dass Spucken unhygienisch ist und Krankheiten verbreiten kann.
In eine Leihmaske gehört Spucke ganz einfach ganz bestimmt nicht hin!
Mit der eigenen kann es jeder halten, wie er will und gerne eine Bakterienzucht auf Unterwasserabenteuer mitnehmen.
In Hallen- und Freibädern schätzen zudem weder die anderen Besucher noch die Bademeister, wenn solche gelb-schaumigen Spuck-Inselchen im Becken umherschwimmen und Richtung Überlauf flottieren.
Wir raten dringend von diesem unhygienischen Ritual ab!
Es gibt unserer Meinung nach keinen wirklich wissenschaftlich belegten, annähernd plausiblen Grund, dies weiter zu praktizieren.

Sprays / Anti-Fog & Co
Netzmittel als Antibeschlag sind seit einigen Jahren bekannt. Man setzt spezielle Aerosole oder Flüssigkeiten ein, die verhindern, dass sich bei der Kondensation von Wasserdampf mikroskopische Tröpfchen bilden, die das Licht streuen und die klaren Teile fast oder vollständig undurchsichtig werden lassen. Ein Nachteil ist die begrenzte Wisch- oder Kratzfestigkeit dieser Substanzen, die eine häufige Nachbehandlung erfordern.
Nanotechnologie ist eine neue Form einer möglichen Reduktion von diesem Beschlagen. Michael Rubner vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelte im Jahre 2005 auf Nanotechnologie basierend eine dauerhaft wirksame Beschichtung mit Antifog-Effekt
Siliziumoxid-Nanopartikel werden in einen Polymerfilm eingebettet, der auf die zu behandelnden Oberflächen nach einem Spezialverfahren aufgebracht wird. Der Wasserdampf schlägt sich zwar auch dann auf diesen Schichten nieder, aber als klarer und durchsichtiger Film. Dadurch wird die Sicht kaum oder garnicht eingeschränkt oder behindert. Diese Schicht ist nahezu wartungsfrei und auch mechanisch wenig empfindlich.
Das Antifog-Coating ist eine klare durchsichtige Schicht mit einer Dicke von wenigen Mikrometern, die die optischen Eigenschaften des behandelten durchsichtigen Gegenstandes nicht wesentlich verändert.
Es sind weit größere Flächen gleichmäßig behandelbar als mit den herkömmlichen Sprays.
Auch für den Tauchsport tönen diese neuen Technologien vielversprechend.

Diese Antifog-Sprays und Lösungen sind allenfalls eine gute Möglichkeit, die dem Beschlagen etwas Abhilfe schaffen. Ganz vermeiden lässt sich das Beschlagen der Maske durch oben erwähnte Sprays aber auch nicht, wie wir mit verschiedensten Produkten immer wieder erfahren mussten.
Da wenig bis keine Untersuchungen oder gar Langzeitstudien über die Umweltverträglichkeit und den Abbau der teils neuartigen Stoffe vorliegt, sind solche Sprays mit Vorsicht einzusetzen, auch wenn der Verdünneffekt im Wasser eine Unbedenklichkeit fast aufdrängen. Aber wer von unseren Grosseltern hätte vor 60 Jahren gedacht, dass Micro-Plastic plötzlich ein Makro-Problem und solche Nano-Partikel plötzlich eine Mega-, ja Terra-Bedrohung für unsere Natur sein würde…
Unser Fazit zu den Sprays: Teuer, nicht ganz unbedenklich für die Umwelt und beim Tauchen keine Garantie, dass die Maske nicht beschlägt.

Zingg-Dive – Fazit
Wir empfehlen unseren Tauchern, sich an das Tauchgewässer zu adaptieren, Gesicht vor dem Tauchgang im Wasser gut zu waschen und abzukühlen, die Maske im Tauchgewässer gut auszuspülen und falls sie sich beschlägt, während dem Tauchgang mit einer kleinen Wassermenge in der Maske durch Kopfschütteln den Beschlag wegzuwaschen.
Dies ist zwar zuweilen lästig, aber nachhaltig, umweltschonend und jeder Taucher kann dies problemlos ausführen.

Neue Masken reinigen wir vor dem Erstgebrauch mit einem biologisch abbaubaren, umweltverträglichen milden Baby-Shampoo.
Am Tauchplatz wird die Maske nur im Gewässer temperiert und vor dem Tauchgang im Wasser ausgespült.
Wir können mit Sicherheit nur für die von uns vertriebenen Beuchat Masken sprechen. Aber bei diesen ist keine andere Behandlung nötig oder zielführender.
Alle anderen oben angegebenen Varianten und Hausmittel haben kein signifikant besseres Ergebnis auf unsere Beuchat-Tauchmasken gebracht.

Wie schon beim Ohr können wir aus Überzeugung auch hier bei der Maske nur mit Nachdruck nochmals erneut raten:

Weniger ist Mehr!

Und nicht die Menge der Tips oder ihr Zitieren macht einen Ratschlag wertvoll und richtig, sondern das wirkliche nachhaltig-gute Ergebnis!
Übrigens: Wusstet Ihr, dass die erste einglasige Tauchmaske mit Sicherheitsglas und Gesichtserker 1958 von Beuchat entwickelt wurde und in den Verkauf kam?